Sorry, wir sind hier nur die Poeten

Lesung mit Ingo Munz & Benjamin Schmidt

Der eine ist jung, apart und dummerweise querschnittsgelähmt. Seit 2009 auf den Rollstuhl angewiesen, was aber nicht weiter tragisch ist, da er ohnehin lieber sitzt.

Der andere ist nicht so apart, nicht mehr so jung und grübelt seit 2009 ohne Unterlass. Seitdem glaubt er, man müsse einfach nur lieben, was durchaus tragisch ist, da Liebe noch immer, beinahe schon vorschriftsmäßig, gerne mit einem Exklusivitätsanspruch praktiziert wird.

Schmidt hat keine Lust sich vorzubereiten, wird Gedichte lesen (vielleicht im Moment erst verfasste), in Romanen blättern und Shortstorys zerpflücken. Thematisch verennen wird er sich irgendwo zwischen Rausch und Depression, vorbei an der Anleitung zum Umgang mit gesunden Menschen, wie es in seinem Buch „Schon immer ein Krüppel“ heißt.

Wohl spekuliert er auf eine gediegene Unterhaltung mit Munz – auf der Bühne, vor Publikum. Der aber wird sich nicht darauf einlassen, sondern planmäßig aus seinem aktuellen Roman #Liebe lesen. Einem Gedankenstrom, der weniger Antworten als Fragen mit sich führt, beispielsweise wieso die PR-Figur Obama als integrer gilt als die PR-Figur Trump, ob Gedanken sich in ganzen Sätzen äußern und wie man zu Zeiten beständiger PR-Indoktrinationen Haltung bewahren soll – und vor allem welche?

Weniger desillusioniert als angespornt treffen sich beide also, um diese und noch mehrere Fragen sich selbst und dem Publikum zu stellen, auf dass vielleicht eine dieser Fragen Antwort findet. Schließlich sind es doch solche, die uns alle etwas angehen?

Bitte? Wie meinen? Sie verstehen kein Wort von… ach, Sie wissen gar nicht, was das alles soll? Tja… Sorry, das sind hier nur die Poeten.