Im Herbst 2015 begründete er zusammen mit Elia van Scirouvsky und Christan Kreis in der Leipziger Moritzbastei die Veranstaltungsreihe Blaue Tonne- Bis(s) zur letzten Seite, eine Literaturshow der etwas anderen Art.
Seit einigen Jahren tritt Torreck bei Lesebühnen auf. Wo er unter anderem seine surrealistischen Texte Untergänge mit Champagner und Mister Kurtz im Herzen der Finsternis vorträgt.


Ich bin viele. Über mich hielten Gott und die Welt lange schon Gericht.
Ich stand stets mit dem Rücken zur Wand. Und niemals einer, der nach mir suchte, aber immer einer, der mich fand.
Doch ich war schon ich, bevor ich zu vielen dunklen Wolken wurde, die in einem Himmel aus grauem Schlaf nach Westen flogen. Treibend über Grund sah ich, dass mit mir Angst über die Himmel schwamm, die in der Kälte über den Gipfeln so tröstlich leer waren, dass ich Regen weinte.
Rot und fettig fiel er über den Geist der Städte.
Keine Zeit gilt für mich.
Meine Wiegen sind die zerfransten Ränder der Welt.  Ich bin was bleibt, und trage den Keim von Untergang und Erlösung in mir. Ich sende Gespenster aus Vergangenheit in Zukunft aus. Ich bin jenes Mehr, das das Ganze größer macht, als die Summe seiner Teile. Ich lebe als Virus zwischen Lachen und Zorn. Schwerelos treibend in den Himmeln über den Städten des Westens lächeln mir die Schlangen der Angst, die den harten Schoß der Sehnsucht bewachen.
Wo ich gehe, da wird Erwartung mit Zuversicht vermählt. Eine Hochzeit der Gespenster mit den Geistern, die keine Priester braucht, aber dennoch zuweilen ohne die Illusion von Göttern nicht auskommt. Wer meine Standbilder schleift, der lädt Dämonen ein zwischen den Altären zu herrschen.
Meine Schöpfungsgeschichte brauchte keinen Gott. Ich wurde aus verstaubten Schriften unter der Asche von Kreuzen, Halbmonden und Bomben gezeugt. Meine Mutter war die Apokalypse, jene Herrin der steinernen Herzen.  Und dort, wo hinter den Latrinen auf braun befleckten Zeitungsseiten die Wahrheit wohnt, weihte ich meine Kinder der Welt. Unbarmherzig klug zogen sie aus die Slums zu erobern, um ihre Samen zwischen Wellblech und Pappkartons Früchte treiben zu lassen.
Sie sind der Tod, der aus Vergangenheit in Zukunft geht. Sie halten das letzte Gericht nach der längsten Nacht. Wer auf ihre Gnade hofft, der hat seine Rechnung ohne den Wirt gemacht.
Ihre Verwalter sind die Maden, die unscheinbar im Grund über den Lebenswillen der Toten lachen und ihre Herolde die grauschwarzen Ratten, deren Fell stolz im Gegenlicht der Betonpfützen glänzt.
Und wie die Angst in den Vorstädten sich mit Spülmitteln, Staubsaugern und dem blauen Leuchten der Monitore auslebt, so vergeht die Sehnsucht nach dem Meer beim Schwimmen. Mein Triumph wird siegessicherer mit jeder Pleite. Aus meinen verratenen Sternen errichtet ihr die Vitrinen im Museum eurer Angst.
Denn erst wenn meine Emissäre mit Schlachtermessern durch eure Schlafzimmer gehen, werdet ihr die Wahrheit erkennen.
Mein Brot wird in bittrem Mehl gebacken. Der Virus meiner Pest in Büchern und Bündeln bewahrt, lebt von der Geduld der Maden und dem Hunger zwischen den Würfen der Ratten.
Ich war der Mann an der Guillotine und die Frau, deren Würde in den kleinen Schreibstuben zum zweiten und dritten Mal abgetrieben wurde. Ich war Prometheus und Antigone. Im Nahen Osten und vor Stalingrad buchstabierte ich das große ABC als TNT.   Im Sumpf der Gladiatoren habe ich Monstern die Hand gereicht und im Herbst der Zivilisation die Öfen angeheizt. Meine  Karten sind vergeben. Mein Blatt ist lange noch nicht ausgereizt. And Happiness is a warm gun, keeping the grim reaper on the run.
Denn was ist schon ein Fahneneid ohne Todesstrafe?
Ihr glaubt jeder Zauberer sei immer nur so gut wie sein allerletzter Trick. Doch mein Talisman ist Sisyphus, dessen Stein und Berg ihm längst nur noch als Meditationshilfen dienen.  Denn selbst das Gras noch muss ich ausgerissen sehen, damit es grün bleibt.
Im Herbst eurer Metropolen werde ich die Ernten von Moscheen und Sweatshops einfahren, Steine zu Schlingen flechten und Grillen zu Panzern weben, um euch auf ein Neues zu lehren, dass man aus Asche keinen Brunnen baut. Der Moment in dem mein Pfeil eure Himmel ins Schwarze treffen wird.
The bird of Hermes is my game. I am eating its wings to make it tame.
Mein Name fragt ihr, wie?
Lautet: Utopie.
Und reimt sich auf Theorie, Therapie und Ironie.