- Gebundene Entfesselung
- Das erste Mal
- Sich kennenlernen
- Rollentausch
- Schweigen ist Gold
- Die Sterne bei Tag
Franziska Appel malt eigentlich schon, seit sie einen Stift in den Händen halten konnte. Waren es zunächst noch recht abstrakte Kritzeleien, mit denen sie nur in ihrem direkten Umfeld auf Interesse stieß, begannen sich irgendwann auch andere Menschen für ihre Bilder zu interessieren. Bis heute fehlt ihr eine passende Antwort auf die Frage, wie sie das Malen erlernt hat, denn beruflich zog es sie in die Welt der Elfenbeintürme - fernab der Kunst.
Völlig neue Impulse kamen, als sie auf Menschen traf, deren Augen anders oder gar nicht funktionierten. Diese Begegnungen und Freundschaften inspirierten sie dazu, sich neben der eigentlichen Malerei auch mit der Barrierefreiheit von Kunst zu beschäftigen. Auf kreative Weise experimentiert die Querdenkerin mit verschiedenen Möglichkeiten, blinden und sehbehinderten Menschen einen besseren Zugang zu Bilderwelten zu ermöglichen. Ihre erste Ausstellung 2015 konnten daher auch blinde und sehbehinderte Gäste mit Hilfe von QR-Codes und Audio-Guide erleben. Von den Motiven war das Ganze eher massentauglich, farbig und expressionistisch angehaucht.
Da ihr die Farben und Pinsel oft näher sind als Worte, ist das Malen für sie aber auch ein Ventil für Emotionen, Erlebnisse und Themen, die ungefiltert nicht so ohne weiteres anderen Mitmenschen zuzumuten sind. In ihr regt sich der Drang zu den etwas unkonventionelleren, düsteren und somit auch spannenderen Themen des Lebens und menschlichen Miteinanders: So widmet sich das 2018 erschienene und von ihr illustrierte „Seroquälmärchen“ von Jennifer Sonntag den Schwierigkeiten klinischer Vereinbarkeit von Blindheit und Depression. Definitiv kein Märchen für Kinder oder Menschen in schweren depressiven Episoden! In weiteren Buch- und Ausstellungsprojekten spielen zudem die Darstellung, Übermittlung und Wahrnehmung von Erotik eine zentrale Rolle.